Liebe Hörerinnen und Hörer!
Kennen Sie noch die Fahrradlampen, die mit einem Dynamo funktionieren? Die Energie für die Lampe entsteht durch das Treten der Pedale. Das Licht für den Weg kommt erst, wenn man schon losgefahren ist. Man beginnt im Dunkeln im Vertrauen darauf, dass das Licht bald kommt. Die ersten Tritte, die der Fahrradfahrer von sich aus leisten muss, geschehen ohne eine Gewissheit, ohne Orientierung und ohne Lichtvorschuss.
Wege liegen hinter uns. Wege liegen vor uns. Einige leicht, bergab, andere steinig und beschwerlich. Manche kamen uns länger vor, als sie tatsächlich waren, andere liefen wir so schnell, dass wir sie gar nicht wahrnahmen. Die sehen wir nur beim Zurückschauen. Was treibt uns an auf unseren Wegen? Was treibt Sie an?
2) Interlude
Auch das Volk Israel macht sich auf den Weg durch die Wüste ins gelobte Land. Ohne Karte. Ohne schriftliche Versicherung. Sie brauchen keinen Garantieschein. Sie vertrauen darauf, dass Klarheit auf dem Weg entsteht. Und dann kommen sie an den Jordan. Unüberquerbares Hindernis!
Im Buch Josua wird das so erzählt. Josua spricht zum Volk Israel:
„Seht auf die Bundeslade des Herrn, eures Gottes! Wenn die Priester sie vor euch hertragen, dann zieht ihr hinterher, damit ihr den Weg wisst, den ihr gehen sollt! Denn diesen Weg seid ihr noch nie gegangen.
Und zu den Priestern sagte er: „Hebt die Bundeslade hoch und zieht vor dem Volk her!“
Und zu den Israeliten sagte er: „Seht auf die Bundeslade! Der Herrscher über die ganze Welt wird vor euren Augen durch den Jordan ziehen.“
Und die Priester, die die Bundeslade des Herrn trugen, blieben im trockenen Flussbett des Jordan stehen.
Was hier passiert, ist die Einlösung des Versprechens, das Gott schon Abraham gegeben hat: Er will bei seinem Volk sein, sie gehen nie allein. Dafür steht die Bundeslade. Nur der große Fluss Jordan stellt nun ein Hindernis dar auf dem Weg, den Gott vorgesehen hat für sein Volk.
Aber Josua, der Nachfolger von Mose, der das Volk Israel anführt und Mittler zwischen den Israeliten und Gott ist, bekommt eine Hilfestellung:
Er soll die Priester beauftragen, die Bundeslade zu nehmen und mit ihr vor dem Heer voranzugehen, durch den Fluss.
Und am Ende gelingt es; am Ende kommt das ganze Volk Israel trockenen Fußes über den Jordan. Die Bundeslade ist das zentrale Element in dieser Erzählung – das ist klar. Was also können wir weiter über sie erfahren?
Im Buch Josua heißt es: „Wenn ihr die Bundeslade seht, so brecht auf und folgt ihr nach!“
Gottes Gegenwart soll uns wachrütteln und ermutigen. Sie ruft auf, sich auf neue Wege zu begeben und Altes hinter sich zu lassen. Auch das Volk Israel weiß in der langen Zeit der Wüstenwanderung meist nicht, wohin die Reise geht. Sie wissen nur, dass Gott mit ihnen geht. Das reicht. Das reicht sogar 40 Jahre lang, bis sie aus der Wüste herausgeführt werden an den Jordan.
Dieses bedingungslose Vertrauen in Gottes Führung auch bei völliger Unwissenheit spielt offensichtlich eine wichtige Rolle: „Folgt der Lade des Herrn, denn ihr seid diesen Weg noch nie gelaufen.“, heißt es in dem Text. Es wird den Israeliten eine Art Vertrauensvorschuss abverlangt.
Kein Wissen, keine Sicherheit, sondern eine Hoffnung darauf, dass es der richtige Weg ist, auf dem sie gehen. Oder anders gesprochen: Der Weg, der vor ihnen liegt, wird gangbar, weil Gott vorausgeht.
Was hier im Kleinen geschieht: Versprechen – Vertrauen – Einlösen des Versprechens, das geschieht im großen Rahmen durch das gesamte des Alte Testament hindurch immer wieder. Deshalb dürfen wir sie auch als Heilsgeschichte verstehen.
Also keine Wundererzählung wie alle anderen, sondern eine, die uns einiges über die Beziehung zwischen Gott und den Menschen verrät. Einiges, was uns Mut machen kann, ihm nachzuspüren und die Wege zu wagen, auf denen er uns vorausgeht.
Gott hat einen Weg für uns vorgesehen, auf dem wir sicher gehen können. Auch, wenn der im ersten Moment unmöglich erscheinen mag. Denn er ist diesen Weg schon vor uns gegangen. Jesus ist auf unseren Menschenwegen gewandert. Wir folgen ihm lediglich und gehen somit seine Wege. Deshalb sind wir nie allein.
Amen.
3) Interlude
Fürbitten:
Gott, wenn ich loslasse, - wo werde ich bleiben? Wenn ich jetzt die Augen schließe, was wird geschehen? Wenn ich jetzt losgehe, wo werde ich ankommen?
Strecke deine Hand aus, Herr. Fang mich auf. Zeig mir dein Gesicht
Und sprich dein erlösendes Wort. Auf dass ich ermutigt werde, die ersten Schritte zu gehen.
Gott, du führst uns immer wieder auf neue Wege. Gib mir Mut, die Wege anzunehmen, die sich mir auftun. Schenke mir Vertrauen darauf, dass es gangbare Wege sind. Erinnere mich immer wieder daran, dass ich sie nie alleine gehe – auch im finsteren Tal muss ich kein Unglück fürchten.
Guter Gott, es gibt Menschen, die sehen im Moment keine neuen Wege. Altes ist zerbrochen, zerstört. Es gibt nur noch Leid, wo Freude war. Es gibt nur noch Aussichtslosigkeit, wo vorher ganz viel Zuversicht war. Ich bitte dich für diese Menschen: Lass sie nicht allein. Sie sollen deine Nähe spüren und deine Wege sehen, die du für sie bereitet hast.
Vater Unser
Segensspruch:
Liebe Hörerinnen und Hörer, es segne sie der allmächtige und barmherzige Gott, er führe sie auf den Wegen, die Sie gehen, an diesem Tag, in dieser Woche und darüber hinaus. Amen.